Zu unserer Premiere in der Bezirksklasse am vergangenen Sonntag empfingen wir die 3. Mannschaft der Spvgg. Sterkrade-Nord. Zwar gingen wir als klarer Außenseiter ins Rennen, aber kampflos wollten wir uns dann doch nicht geschlagen geben.
Und eigentlich ließ es sich ganz gut an. Zunächst sah es längere Zeit an allen Brettern ziemlich ausgeglichen aus, selbst dort, wo wir nominell deutlich schwächer aufgestellt waren. Gerade unsere noch unerfahrenen Spieler – für zwei von ihnen war es das allererste Ligaspiel – machten einen guten Eindruck.
Das erste Ausrufezeichen setzte allerdings unser Topscorer der vergangenen Saison. Auf ihre coole, vielleicht etwas zu lässige Art gab Swantje erst einmal zwei Bauern ab, baute sich aber zugleich eine gut spielbare, aktive Stellung auf, aus der heraus sie dann den Druck erhöhte. Zwei Ungenauigkeiten des Gegners leiteten das schnelle Ende ein. Erst gewann Swantje eine Qualität, nur um wenige Züge später mit einem Qualitätsopfer den gegnerischen König in den Untergang zu stoßen. Die Führung für uns nach gut anderthalb Stunden.
Eine Überraschung schien sich an Brett 8 anzubahnen, wo unser 11-jähriger Newcomer Fedaa Abrash gegen die 83-jährige Altmeisterin Ursula Kosslowski einen materiellen Vorteil herausspielte. Doch leider konnte er diesen Vorteil nicht in einen Sieg ummünzen, sondern musste sich schließlich doch der größeren Spielerfahrung der Seniorin beugen.
Nach den Ausgleich prasselte eine ganze Reihe schlechter Nachrichten auf uns ein. An Brett 7 war Qixiang gegen seine um 500 DWZ-Punkte stärkere Gegnerin letztlich chancenlos. Auch unser Neuzugang Aaron Floryszczak an Brett 5 konnte trotz guter Ansätze gegen seinen erfahrenen Gegner nichts ausrichten. An Brett 3 hielt Finn lange Zeit gut mit, wusste sich dann aber gegen die sich häufenden Drohungen des gegnerischen Mannschaftsführers nicht mehr zu verteidigen. Der Zwischenstand von 1:4 aus unserer Sicht war zwar durchaus standesgemäß, allerdings auch etwas schmerzhaft. Ein halbes Pünktchen mehr hätten wir uns zu diesem Zeitpunkt doch gewünscht.
Aber der Kampf war ja noch lange nicht zu Ende. An Brett 6 kam zum ersten Mal für uns Manfred Langer zum Einsatz, das 86-jährige Nordler-Urgestein, dessen Vereinswechsel bei einigen seiner ehemaligen Mannschaftskameraden noch für Verwirrung sorgte. Manfred bewies sogleich, warum er eine wertvolle Stütze für unsere ansonsten junge Mannschaft ist. Er ließ sich weder durch gesundheitliche Probleme noch durch den hohen Rückstand beirren und führte seine Partie mit einem souveränen Königsangriff zum Sieg. Beim Stand von 2:4 durften wir wieder hoffen.
Und es kam sogar noch besser. An Brett 1 spielte Joris gegen einen starken Gegner eine annähernd perfekte Partie. Mit positionellem Verständnis, sicherem Figurenspiel und taktischer Schlagkraft sorgte er für den Höhepunkt des Tages und brachte unser Team mit dem Anschlusstreffer zum 3:4 wieder heran.
Nun hing alles an mir. Um den Mannschaftskampf noch zu retten, hätte ich gewinnen müssen – aber danach sah es nun gar nicht aus, im Gegenteil, ich musste mich gegen eine drohende Niederlage stemmen. Irgendwo im Mittelspiel hatte ich den Faden und zudem einen Bauern verloren, während mein Gegner in immer komplizierter werdender Stellung aufzublühen schien. So musste ich die erstbeste Gelegenheit zur Vereinfachung nutzen, wodurch sich einerseits meine verfahrene Stellung entspannte, andererseits aber auch jede zumindest theoretische Siegchance meinerseits verflüchtigte. Nach viereinhalb Stunden war dann von beiden Seiten nichts mehr zu wollen, sodass wir uns auf ein Remis einigten.
Dadurch ging zwar der Mannschaftskampf verloren, aber so knapp, wie es nur eben geht, mit 3,5:4,5. Wir waren also nah an einer kleinen Sensation, haben tatsächlich sogar gut gespielt, und im Kampf um den Klassenerhalt konnten wir immerhin 3,5 wertvolle Brettpunkte sammeln.
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